Borkumerinnen und Borkumer, ebenso wie langjährig immer wiederkehrende Urlauber, wissen es noch genau: Jahrzehntelang war es üblich, dass Gäste um ihre Strandzelte oder -körbe eine Sandburg errichteten, die ihr kleines Reich kennzeichneten und abgrenzten. Über das Abstecken des eigenen Reviers hinaus, ging es vielen Gästen auch darum, dass ihre Strandburg besonders schön und auffallend wirkt – und bestenfalls zugleich verdeutlicht, wo man zu Hause ist. Ob kunterbunte Fahnenmeere, Flaggen des Lieblingsvereins (vielen noch in Erinnerung die eindrucksvolle Schalker Burg von Beate und Dieter aus Duisburg), mit Muscheln geschriebene Namen des Heimatortes oder andere ansprechende Verzierungen – Eltern und ihre Kinder scheuten oft keine Mühen, um ihre Strandfestung im besten Licht erstrahlen zu lassen. Sie schreckten sogar nicht davor zurück, mehrmals täglich in der Sommerhitze zu den Pumpen zu eilen, um vollgefüllte Wassereimer oder Gießkannen anzuschleppen, mit denen sie ihre Sandburgen bewässern und vor dem Verfall retten konnten.

Leider ist nicht ganz genau verzeichnet, ab wann auf Borkum die ersten Strandburgen auftauchten. Jedoch ist auf historischen Postkarten zu erkennen, dass Erholungssuchende hier schon ab Anfang des 20. Jahrhunderts damit begannen, Wälle um ihre Stranddomizile auf Zeit zu bauen.

So können sich viele Leserinnen und Leser, die bereits in ihrer Kindheit auf Borkum waren, bestimmt noch an den einen oder anderen Konflikt erinnern, der sich lediglich dadurch begab, dass man aus Versehen über oder durch die fremde Burg rannte oder gar wagte, einen Ball hineinzuschießen.

Wurden früher noch regelrechte Wettbewerbe um die schönsten Burgen ausgetragen, verschwanden diese nun nach und nach ab den 1990er-Jahren von der Bildfläche – verliefen quasi im Sand.

Dennoch hat es durchaus auch seine guten Seiten, dass die Strandfestungen zum größten Teil verschwunden sind. So haben Kinder nicht nur mehr Platz zum Toben, sondern auch der etwas beklemmende Eindruck einer beengten Kleingartenkolonie gehört der Vergangenheit an. Zudem warnen Strandzeltvermieter vor einer erhöhten Stolper- und Verletzungsgefahr durch Strandburgen und befürchten, dass der Sand durch das ständige Aufschaufeln zu sehr aufgelockert – und so zu einer leichten Beute der nächsten Sturmflut wird.

Quelle: Die große BIOGRAFIE der INSEL BORKUM; Wolf E. Schneider, 2021/2023


Strandburgen

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