Im Jahr 1850 kamen 252 Gäste auf die Insel. 1871 waren es bereits 1.422, die während der Saison vom 15. Juni bis 1. September nach Borkum reisten. Bei dieser geringen Anzahl von Gästen war eine besondere Personenschiffsverbindung unrentabel. So mussten sie mit der vorhandenen Fährverbindung, die nur jede zweite Woche fuhr, vorliebnehmen. Mehr gab es nicht. Borkumer, die aufs Festland reisten, benutzten eigene Schiffe oder die von Verwandten oder Freunden. „Fährverbindung“ bedeutete zu der Zeit, dass private Segelschiffe im amtlichen Auftrag fuhren. Die Schiffe dienten der Güterbeförderung zur Versorgung der Insulaner und waren nur unzureichend für Personenfahrten eingerichtet. Die Fahrt an Deck war durch Wind und Wetter ungeschützt. Es gab keine Verpflegung, Toiletten ebenso nicht. Für 10 bis 12 Personen stand eine Kajüte mit hölzernen Bänken zur Verfügung, doch musste diese Annehmlichkeit mit einem Aufpreis bezahlt werden.
Maschinenantrieb gab es anfänglich noch nicht, es wurde gesegelt. So konnte die Reise von Emden nach Borkum bei günstigem Wind und ablaufendem Wasser sechs bis sieben Stunden dauern. Bei ungünstigen Windverhält- nissen und auflaufendem Wasser wurden daraus auch zwölf oder mehr Stunden. Hatten die Reisenden endlich die Insel erreicht, kam erschwerend hinzu, dass es auf Borkum keinen Hafen gab. Weitab vom Dorf wurde geankert, in kleinen Ruderbooten an Land übergesetzt. Dann folgte eine mehr als einstündige Fahrt in offenen Pferdewagen auf ungepflasterten Wegen ins Dorf.
Die ersten Schiffer, die Gäste mitnahmen, waren Daniels Klein 1831 und 1832 die Brüder Teerling. Von 1833–1839 fuhren K. K. van Dyk mit seinen Schiffen VRIENDSCHAP und JOHANNES und Jan Jansen Staghouwer mit DE 2 GEBROEDERS. Aber es waren nur sehr wenige Reisende. Erst in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wuchs die Zahl kontinuierlich. Für die Fahrt nach Emden wurde zwischen 12 und 20 Groschen (30 Groschen war ein Taler) verlangt. Reisegepäck, das von den Reisenden getragen wurde, wie Hutschachteln, Nachtsäcke, Trage- körbe und sonstige kleinere Gegenstände, waren frei. Da man damals mit viel Gepäck, z. T. auch noch mit Bettzeug und Lebensmitteln reiste, war hierfür zusätzlich zu bezahlen.
Quelle: Wolf E. Schneider, Die große BIOGRAFIE der INSEL BORKUM, 2023