Klaas Weber, Borkumer, Kapitän auf der BORKUMRIFF und Bootjefahrer kennt die Gewässer um die Ostfriesischen Inseln genau. Also ist er der richtige Mann, ihn nach dem Katholikenweg zu fragen. 

Alles begann im Jahr 1832 in Bremen. Ein aus Groningen stammender Müllermeister und sein junger Gehilfe Berend Erling bauten die erste Windmühle in der Hansestadt.  Auf dem Gelände der alten Ölmühle entstand die Rolandmühle, eine Getreidemühle zur Versorgung der Bäckereien mit Mehl. Auch in den Fehngebieten Ostfrieslands herrschte große Nachfrage nach dem für die Lebensmittelversorgung wichtigen weißen Pulver. Die wenigen Straßenverbindungen von Bremen nach Ostfriesland waren schlecht und für den Transport ungeeignet. 

Foto: Karte Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) – Nicht zur Navigation geeignet

Also tat man das, was die Ostfriesen seit Jahrhunderten beherrschten: Schifffahrt. Das Wasser war der Weg, um die Inseln und Küsten Ostfrieslands zu erreichen. Und sie hatten die richtigen Schiffe dafür: Tjalks. Die einmastigen, hölzernen Frachtsegler konnten sowohl in den küstennahen Gewässern der Nordsee als auch bis tief ins Binnenland in die Buchten hineinsegeln. Wegen des flachen Schiffbodens der Wattensegler ohne festen Kiel waren sie für seichte Kanäle, flache Priele und das Wattenmeer perfekt geeignet. Papenburg und Leer und Fehnorte wie Weener, Moormerland, Westoverledingen, Wiesmoor, Großefehn, Rhauderfehn und viele mehr konnten mit Mehl aus Bremen beliefert werden. 

Es gab allerdings eine Besonderheit. Obwohl Ostfriesland schon damals überwiegend evangelisch-lutherisch und evangelisch-reformiert geprägt war, waren viele der Küstenschiffer katholisch. Es waren erfahrene Seeleute, denn die Küstenfahrt von Bremen über die Wesermündung entlang an den Inseln war nicht ungefährlich. Sie navigierten ihren Kurs in Sichtweise der Inseln durch sich ständig verändernde Seegatten, den Watten, den Sänden und den Gezeiten – den Katholikenweg. Die Schiffe waren klein, bis 20 KL. Ihre Tragfähigkeit wurde in dänischer Kommerzlast KL gemessen. Ein KL entsprach 2,6 Tonnen, d.h. die Schiffe hatten maximal eine Tragfähigkeit von ca. 50 Tonnen.Auf dem Katholikenweg waren Kompass, Lot und Log und die besondere Revierkenntnis der Schiffer die einzigen nautischen Hilfsmittel. 

Diese Zeit ist lange vorbei – der Katholikenweg ist aber vielen noch bis heute ein Begriff. „Wir melden uns – zumindest spaßeshalber – noch heute im Revierfunk, wenn wir über den Katholikenweg navigieren“, sagt Klaas Weber mit leichtem Schmunzeln als erfahrener Kapitän und Bootjefahrer. ++++05.04.2023

Quelle: BURKANA-Das maritime Borkum Magazin No.81 April 2023

Der Katholikenweg

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